Ein 154-minütiges Dokudrama, das sich intensiv mit den komplexen und oft unerwarteten Wegen der Liebe auseinandersetzt, vermochte es, immer wieder zu überraschen. Über einen Zeitraum von sieben Jahren haben die Regisseurinnen Judith Keil und Antje Kruska vier Paare in ihren Liebes- und Lebensentwicklungen begleitet. Die Hauptpersonen sind Patty und Sarah, Benni und Nici, Michi und Louis sowie Mirko und Nicola.
Der Film beginnt für alle Paare mit einem entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben – dem Moment, in dem sie sich für eine gemeinsame Zukunft entscheiden. Zu Beginn träumen sie alle noch von einer ewigen Zukunft. Sei es die Geburt eines Kindes oder die Vorbereitung auf eine bevorstehende Hochzeit, dieser Übergang bildet den Ausgangspunkt der Erzählung für all diese Partnerschaften. Doch während der Film voranschreitet, der Nachwuchs, neue Haustiere, Abschlussarbeiten und neue Liebhaber ins Spiel kommen, wird deutlich, dass der Weg der Liebe weit mehr ist als nur der Start eines neuen Lebensabschnitts.
In WIE DIE LIEBE GEHT dreht sich die Erzählung nicht nur um das Zusammenkommen, sondern auch um die vielen Herausforderungen, die das Leben und die Liebe im Laufe der Zeit mit sich bringen. Der Film beleuchtet auf eindrucksvolle Weise, wie sich Beziehungen entwickeln, wie die einzelnen Personen in der Partnerschaft sich an Krisen anpassen müssen und wie die Veränderungen in den Lebensumständen – sei es durch Kinder, berufliche Umstände oder persönliche Wandlungsprozesse – die Dynamik einer Beziehung beeinflussen. Es geht nicht nur um den ersten Funken der Liebe, sondern vor allem um die täglichen Kompromisse, die Bewältigung von Konflikten und die ständige Auseinandersetzung mit den eigenen und den Erwartungen des Partners. Dabei wird deutlich, dass wahre Nähe und das Halten einer Beziehung oft nicht nur aus romantischen Momenten bestehen, sondern auch aus der Fähigkeit, gemeinsam durch schwierige Phasen zu gehen, aneinander zu wachsen und sich neu zu erfinden. Die Paare verändern und wachsen über die Jahre – oder eben auch nicht. Trennungen passieren, und die Herausforderungen des alltäglichen Lebens wirken sich auf die Zweisamkeit aus. Keil und Kruska gelingt es, intime, berührende und teils schmerzhafte Momente einzufangen. Doch das Drama steht nicht allein im Vordergrund – der Film überrascht auch mit humorvollen, lustigen Momenten. Die sympathischen Paare durchleben immer wieder komische Augenblicke, die ihre Geschichte lebendig und menschlich machen. Bei einem Paar schlägt das Schicksal unerwartet und hart zu, und zurück bleiben zerbrochene Fragmente der Liebe, auf denen ein Neubeginn notwendig wird. Die Frage dort bleibt: Wie viel kann Liebe wirklich erreichen, und wie weit ist man bereit, sich selbst dafür aufzuopfern? Die Vergänglichkeit von Zeit und Liebe ist schmerzhaft, zugleich aber auch von einer leisen Hoffnung durchzogen. Wir erleben das Aufwachsen der Kinder mit, sodass man fast das Gefühl hat, selbst ein Teil ihrer Familie zu werden. Im Laufe der Zeit bekommen Wunden die Möglichkeit zu heilen – oder sie zeigen sich als unüberwindbar.
Im Film stehen nicht nur die großen Wendepunkte wie Hochzeit oder Trennung im Fokus, sondern auch die intimen, oft schwierigen Gespräche der Paare. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Frage, wie eine offene Beziehung funktioniert, wenn einer der Partner diesen Wunsch hat, der andere jedoch Zweifel daran hegt. Es geht um unterschiedliche Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft. Der Freiheitsdrang des einen kann den anderen emotional belasten. Diese Gespräche sind weit mehr als bloße Diskussionen; sie sind tiefgehende Auseinandersetzungen mit den eigenen Bedürfnissen, Ängsten und Sehnsüchten. Alles wirkt dabei unglaublich echt, so real, ungeskriptet, als würde der Zuschauer die Realität der Paare miterleben. Sie zeigen, wie sich das Verständnis von Liebe im Laufe der Zeit verändert, wie Kompromisse geschlossen werden und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Eine Trennung ist nicht nur ein dramatischer Bruch, sondern ein schmerzhafter Prozess des Loslassens und der Neuorientierung. Fazit:
Ein emotionaler und zugleich unterhaltsamer Film, dessen Länge – die anfangs vielleicht als Herausforderung wirken könnte – letztlich keinerlei Rolle spielt und die Geschichte in keinem Moment ausbremst. Wie kann man auch das Leben von acht Menschen, einschließlich aller Nebenfiguren, über sieben Jahre hinweg in weniger als 150 Minuten so authentisch darstellen? Trotz der Komplexität und der vielen verschiedenen Geschichten gelingt es dem Film, einen ehrlichen und berührenden Blick auf die Paare zu werfen. Es ist beeindruckend, wie viel Tiefe und Authentizität die Regisseurinnen aus den Geschichten extrahieren. Das Ende fühlt sich – wie so oft im Leben – nach einem Wendepunkt an, der zwar nicht alles löst, aber die Figuren auf eine neue, hoffnungsvolle Richtung führt. Der RBB unterstützte die Produktion und es ist sogar eine Serie für die ARD Mediathek in Planung.
WIE DIE LIEBE GEHT wird ab dem 14. Februar 2025, Valentinstag, im Kino zu sehen sein – ein Termin, den sich Fans realistischer und tiefgründiger Beziehungsdarstellungen auf jeden Fall merken sollten.
Bilder: © RFF – Real Fiction Filmverleih e.K.
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