Inhalt:
Vom luxuriösen Leben als Upperclass-Studentin zur Angeklagten in einem spektakulären Mordfall: Zwei Jahre nach dem gewaltsamen Tod ihrer besten Freundin Camila steht die junge Dolores (Lali Espósito) im Mittelpunkt eines Aufsehen erregenden Prozesses. Während ihre Eltern das Mädchen nach allen Regeln der Kunst auf die Verteidigung vor Gericht vorbereiten, hat Dolores mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Was unvorhersehbare Folgen für den Ausgang der Verhandlung hat…
Kritik:
Zu Beginn des Films wird aufgeklärt, dass die Handlung frei erfunden ist und Ähnlichkeiten zu existierenden Personen und wahren Begebenheiten rein zufällig wären. Doch die Gemeinsamkeiten in der Kriminalgeschichte zum wahren Fall der Amanda Knox, die im Mordfall Meredith Kercher weltweit einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, sind mehr als nur verblüffend. 2007 wurde die britische Austauschstudentin Meredith Kercher in Italien in ihrer Wohnung getötet und Amanda Knox wurde gemeinsame mit ihrem damaligen Freund des Mordes angeklagt und zunächst zu einer Freiheitsstrafe von 26 Jahren verurteilt. Der Fall erregte weltweit immenses Aufsehen, weil die Hauptbeschuldigte immer wieder schuldig und dann wieder freigesprochen wurde. Die Parallelen zum fiktiven Fall in VERURTEILT - JEDER HAT ETWAS ZU VERBERGEN lassen sich also nicht verleugnen.
"Verurteilt - Jeder hat etwas zu verbergen" feierte seine Premiere auf dem Filmfestival in Toronto und lief im Wettbewerb in Venedig. Ähnlich wie der gefeierte spanische Film "Der unsichtbare Gast", der den Stempel "Thriller in bester Hitchcock-Manier" bekam, verspricht der Trailer vom argentinischen "Verurteilt - Jeder hat etwas zu verbergen" einen spannenden Thriller, was etwas irreführend ist. Denn herausgekommen ist kein Psychothriller, noch nicht einmal ein Gerichtsdrama, sondern nahezu ein Bühnenstück, das in die Tiefe der Figuren eindringt. Der ganze Film dreht sich zwar um die Frage "War sie es oder war sie es nicht?" Doch der Film spart bis zuletzt mit Szenen aus dem Gerichtssaal und verzichtet gänzlich auf Blut oder Todesszenarien. Der Originaltitel "Acusada" lässt sich wohl eher mit "beschuldigt" übersetzen und der deutsche Filmtitel wirkt mit "Verurteilt" etwas deplatziert, denn zwischen einer Beschuldigung und einer Verurteilung liegen nicht nur Übersetzungsschwierigkeiten, sondern einfach mal Welten. Aber für die meisten ist Dolores ja eh schuldig, also ist sie schon vor dem Urteilsspruch verurteilt worden.
Freundschaft, Loyalität und Spaß. Das sind die drei Schlüsselbegriffe, die die Beziehung von Dolores zu ihrer besten Freundin Camila beschrieben. Doch nun ist Camila bereits seit zwei Jahren tot. Ermordet. Und Dolores des Mordes angeklagt. Der Zuschauer begleitet Dolores, ihre Familie und ihre Bekannten in dem Mordfall. Beim Zuschauen kommen immer wieder kleine Fragen auf, die einem in dem Fall beschäftigen und nicht mehr loslassen. Gab es vielleicht einen Mittäter oder gar einen Unbekannten, der noch identifiziert werden muss? Erstrangig geht es in dem Familienverbund um die Vater-Tochter-Beziehung. Dolores Vater versucht einen Zusammenhalt vorzuleben, die Verteidigung aufzubauen und für den Anwalt Strategien zu entwicklen. Menschen werden auf die Probe gestellt. Glauben die Eltern an die Unschuld ihrer Tochter, die immer wieder zwei Gesichter präsentiert? Im Grunde sind die Geschehnisse und Taten der Familie eine Metapher dafür, dass die Familie sich ihr eigenes Gefängnis baut. Dolores, die gekonnt von der argentinischen Sängerin Lali Espósito dargestellt wird, war vor den Geschehnissen eine starke Persönlichkeit und nun bekommt sie vorgeschrieben was sie machen und sogar sagen soll. Sie wird unterdrückt. Im Freundeskreis ist Dolores die Anführerin, doch gerade deswegen fragt man sich: gab es zwischen ihr und Camille wirklich einen so heftigen Streit, der zum Tode hätte führen können?! Man weiß es lange Zeit nicht.
Fazit:
"Verurteilt - Jeder hat etwas zu verbergen" ist ein tiefes Drama versteckt im Gewand eines Thrillers. Man taucht tief ein in die Figuren. Es geht um Trauer und Einsamkeit, primär um Zweifel und welch große Macht die Medien in so einem Mordfall haben können, um die Öffentlichkeit zu manipulieren. Der Film mündet dann in einem Geständnis in einem TV-Interview und mit der Frage, wie viel Wahrheit und Menschlichkeit die Protagonistin in diesem Moment zeigen kann und darf. Ein sehenswerter, argentinischer Film.
Trivia und Fun-Facts:
- Der Film feierte seine Premiere in Toronto und lief im Wettbewerb in Venedig
Bilder und Trailer: © 2019 Koch Films
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