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  • AutorenbildHaiko

Martin Scorsese schlittert durch die Genres - KILLERS OF THE FLOWER MOON


KILLERS OF THE FLOWER MOON ist mittlerweile die sechste Zusammenarbeit zwischen Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese und die bereits zehnte des Regisseurs mit Robert De Niro. Ein eingespieltes Team, könnte man sagen. Aber worum geht es? Der Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch über die Osage-Morde. Zur Wende des 20. Jahrhunderts brachte Öl der Osage Nation ein Vermögen ein. Über Nacht wurden einige zu den reichsten Menschen der Welt. Von dem Reichtum dieser Ureinwohner wurden Leute angezogen, die manipulierten, erpressten und sogar auch vor Mord nicht zurückschreckten, um etwas von dem Vermögen abzweigen zu können.

 Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt der Film von der Romanze zwischen dem Kriegsheimkehrer Ernest Burkhart, gespielt von Leonardo DiCaprio und der Ureinwohnerin Mollie (Lily Gladstone). Ernest hofft bei seinem wohlhabenden Onkel, dem Viehbaron William Hale (Robert De Niro), unterkommen zu können. Hale spricht nicht nur die Sprache der Ureinwohner, sondern tritt auch als großer Unterstützer auf. Ernest schlägt sich als Chauffeur durch und verliebt sich in seine Stammkundin Mollie. Hale wittert sofort die Chance, dass ihre Bodenrechte einmal bei ihm landen könnten. Und schon sterben die Verwandten um Mollie wie die Fliegen.


Leonardo DiCaprio und Lily Gladstone in KILLERS OF THE FLOWER MOON

KILLERS OF THE FLOWER MOON ist eine epische Western-Krimi-Saga. Hier trifft wahre Liebe auf unsäglichen Verrat. An dem Projekt arbeiteten sehr viele Oscarpreisträger und ocarnominierte Personen vor sowie hinter der Kamera zusammen. An dem Drehbuch schrieb Scorsese gemeinsam mit David Grann und Eric Roth. Letzterer ist verantwortlich für FORREST GUMP, DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON oder DUNE. Zudem arbeitete Scorsese nach THE WOLF OF WALL STREET und THE IRISHMAN erneut mit dem in Mexiko geborenen Kameramann Rodrigo Prieto zusammen.


Auch wenn KILLERS OF THE FLOWER MOON eine Kinoauswertung bekommt, das eigentliche Zuhause des True-Crime-Epos ist Apple TV+. Nach THE IRISHMAN, bei dem Netflix für die klassischen Hollywood-Studios einsprang, nun ein weiterer Streamingdienst für Scorsese. Dadurch kann sich Scorsese die oben erwähnte Riege der besten Leute Hollywoods sichern, sowie eine Laufzeit von dreieinhalb Stunden. Und tut das dem Film gut? Eher nein. Man merkt an den Bildern und dem Schauspiel, dass hier wahre Größen ihrer Handwerkskunst am Werk waren, doch Scorsese ist es selber, der sich verzettelt. KILLERS OF THE FLOWER MOON ist letzten Endes weder packender Thriller noch klassischer Krimi, rutscht von einem Genre ins nächste. Und funktionierte dies vielleicht bei COLUMBO, beantwortet hier Scorsese die Täterfrage viel zu zeitig. Und nun? Die Fronten sind frühzeitig geklärt und obendrein starten die Ermittlungen in den Mordfällen viel zu spät und gestalten sich zäh, obwohl mit Jesse Plemons ein kantiger und cleverer Ermittler erscheint. Wir verharren in der Perspektive von Ernest, die nur durch das perfekte Schauspiel DiCaprios spaßig ist. Seine komplexe Leistung ist es auch zu verdanken, die den Film endlich voranbringt. Sein Charakter ist es, der verwirrt, denn scheinbar liebt er seine Frau wirklich und ist sich der Tragweite des Handelns seines Onkels gar nicht bewusst bis sich die komplette Schauspielkunst DiCaprios in einer einzigen Szene über die große Leinwand ergießt. Wahnsinn, das war hervorragend. 



Robert De Niro und Leonardo DiCaprio in KILLERS OF THE FLOWER MOON

Aber letzten Endes ist KILLERS OF THE FLOWER MOON "nur" - kann man sagen - eine Art Persönlichkeitsstudie einer schäbigen Gesellschaft, in der genommen wird, was einem scheinbar ohnehin zusteht. Schmierige Weiße umschwirren die Ureinwohner, drehen ihnen Luxusgüter wie Autos an, was sie eigentlich gar nicht brauchen, um noch einen weiteren Dollar aus ihnen rauszuquetschen. Es wird geheiratet und gehofft, dass Bodenrechte und Vermögen schnell vermacht werden. Münden tut das Ganze dann in einem Gerichtsprozess, aber ein Gerichtsdrama ist es dann auch wieder nicht. Gott sei Dank, gibt es zum Ende hin aber eine durchaus gute Szene, die das Genie Scorsese widerspiegeln lässt. 



Fazit:

KILLERS OF THE FLOWER MOON lebt von den Einzelleistungen der am Film Beteiligten. Ein großes Ganzes ergibt das leider in keiner Weise, denn der Film positioniert sich im Genre nicht, in Bezug auf die historische Tragweite allerdings schon. Immerhin macht es dennoch Spaß DiCaprio und De Niro bei der Arbeit zu zusehen. Ein langes Epos über einen weiteren, düsteren Abschnitt in der amerikanischen Geschichte. Lang, aber dennoch sehenswert.

Filmposter von KILLERS OF THE FLOWER MOON

 


 

Bilder und Trailer: © Paramount Home Entertainment (Germany) GmbH

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