top of page
AutorenbildHaiko

Unser Kritik zu TENET und warum für Nolan die Zeit rückwärts läuft



Inhalt: Um die gesamte Welt vor dem Untergang zu bewahren, steht dem Protagonisten (John David Washington) nur ein einziges Wort zur Verfügung: Tenet. Seine Mission führt ihn in eine zwielichtige Welt der internationalen Spionage, in der die Gesetze der Zeit nicht zu gelten scheinen. Zeitreisen? Nein. Inversion. Kritik: Zunächst wird festgehalten, dass man hohes Niveau kritisiert. Aber damit müssen gerade erstklassige Regisseure - wie Christopher Nolan einer ist, rechnen. Es nicht nur ertragen, sondern auch aushalten. Nicht weniger als die komplette Filmwelt wartete seit den Auswirkungen der Pandemie auf die Filmbranche auf die Kinowiedereröffnungen und auf den ersten richtig großen Blockbuster. Während andere Studios eine Startverschiebung ins nächste Kalenderjahr nach der anderen präsentierten oder die Maus sogar den Schwanz einzog und 200 Millionen US-Dollar-Produktionen wie MULAN ohne Kinostart direkt auf den eigenen Streamingdienst verbannte, stellte sich Warner Bros. den Gegebenheiten und brachte weltweit den neuesten Versuch von Nolan, die Zuschauer erneut in Erstaunen zu versetzen, in die Kinos.



Auch in seinem neuen Film geht es um die Zeit, die wir als unveränderliche Dynamik unserer Existenz sehen. Er nimmt sie, präsentiert sie als Faden, der gebogen, verdreht, neben einander gestellt oder umgekehrt werden kann. Diese Faszination für die Zeit packt uns alle, denn sie ist universell. Egal wie man aussieht, welche Sprache man spricht, aus welchem Land man kommt, sie bedeutet für uns alle dasselbe. Klar versucht man sich als Erwachsener verzweifelt daran zu erinnern, dass die Zeit als Kind doch eine andere war und gerade jetzt mit Lockdown, Quarantäne und Kurzarbeit wird das Gefühl für die Zeit durchgeschüttelt. Nolan brütete schon lange über diese Filmidee und verknüpft hier Sciene-Fiction-Komponente mit den klassischen Elementen des Spionagegenres und fertig ist sein neuestes Projekt. Klingt schwierig? Ist es auch. Ein ehrgeiziges Unterfangen.


TENET, so der Filmname. Ein Palindrom. Ein Wort, das rückwärts gelesen dasselbe Wort ergibt. Aber was verbirgt sich hinter dem Wort? In der Hauptrolle wird Denzel Washingtons Sohn, John David Washington, zunächst nur als 'der Protagonist' eingeführt. Ihm wird zu Beginn das Wort ohne weitere Erklärungen anvertraut. Bricht man die Handlung auf einen Satz herunter, handelt TENET von einem Mann, der versucht die Welt zu retten. Sein Charakter lebt von einer extremen Selbstlosigkeit, einer Rechenschaftspflicht, die in einer absoluten Selbstaufopferung in der Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen mündet. Herauskommt eine Motivation die extremsten Dinge zu tun, alles zum Wohle der Allgemeinheit.


Aber was ist passiert? Unser Protagonist ist CIA-Agent, bekommt durch eine Probe Zugang zu einer streng geheimen Organisation und erfährt von der Wissenschaftlerin Barbara, dass immer mehr Gegenstände auftauchen, die invertiert wurden. Das heißt aus der Zukunft stammen und sich in der Gegenwart in der Zeit zurückbewegen. So feuert unser Mann keine Kugel auf dem Schießstand ab, sondern saugt sie vielmehr wieder in die Waffe ein. Eine Kugel fällt nicht aus der Hand auf den Tisch, sondern fliegt förmlich vom Tisch in seine Hand. Ist diese Waffe eine Kriegserklärung aus der Zukunft und steht der Dritte Weltkrieg kurz bevor? Und was hat der russische Waffenhändler Andrei Sator - gespielt von Kenneth Branagh - wirklich vor? Mithilfe des neuen Partners Neil - Robert Pattinson - versucht unser Mann über die Ehefrau von Sator, Kat - gespielt von Elizabeth Debicki, Zugang zu Sator zu finden. Die Zeit drängt, scheint aber auch rückwärts zu laufen.



Nolan hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht nach Filmen wie MEMENTO oder INCEPTION seine zeitliche Erzählstruktur soweit zu verflechten und diese dem Publikum aufzudrücken, über den normalen Spannungsbogen hinaus, das einem sprichwörtlich der Kopf raucht. Die 150 Filmminuten vergehen zwar wie im Fluge, weil das Geschehene einem in den Kinosessel drückt und man gebannt der Story folgt. Die musikalische Untermalung von Oscarpreisträger Ludwig Göransson jedoch dröhnt einem in die Ohren. Zwar versuchte Nolens Hofkomponist Hans Zimmer zuvor auch Dinge wie das Ticken einer Uhr in DUNKIRK aufzugreifen, doch schießt Göransson hier in einigen Sequenzen übers Ziel hinaus.


Ganz so schwer zu verstehen ist TENET nicht, doch stolpert er manchmal über die Intention die Story noch einmal mehr zu verschachtelten. Zeitreisen zu erzählen ist schwierig, weil der Menschenverstand dies aus dem normalen Umfeld nicht kennt und es passieren Fehler. Kleine nur, aber das Ganze wirkt nicht rund wie es bei INCEPTION oder INTERSTELLAR noch war. Vielleicht lastete im Nachhinein der Druck eines geschundenen Publikums, das sich seit langem wieder nach einem tollen Kinofilm sehnte, zu sehr auf diesen Film und die eigene Erwartungshaltung war eine andere als in normalen Zeiten. Nolan soll mit TENET quasi das Kino retten, was er eh schon seit Jahren mit seinen 70 mm - Releases versucht. Aber wenn das Publikum Verständnislücken nach dem Film mit einem zweiten oder dritten Kinogang wettmachen möchte, muss man sich schon fragen, ob man den Fehler bei sich selbst zu suchen hat oder vielleicht beim Filmemacher. Nolan genießt wie Tarantino einen Status der Erhabenheit ihrer Stile. Doch kommen Probleme an den Tag, wie sie M. Night Shyamalan nach THE SIXTH SENSE sie hatte, stets den letzten Twist toppen zu müssen. Zwar passt es nicht in sein Schema, aber vielleicht würde es Nolan einmal gut tun, einen kleinen Film zu machen.


Fazit:

TENET ist bombastisches Kino mit tollen Action-Sequenzen, einer neuen Story und steht im Zeitalter von gut gemachten Stunts aus MISSION: IMPOSSIBLE oder der bald endenden Daniel Craig - James Bond - Ära in nichts nach. Positiv zu erwähnen ist das Duo John David Washington und Robert Pattinson, welcher hier mit seiner Performance scheinbar immer besser wird. Die Vorfreude auf THE BATMAN steigt da noch mehr. Interessanterweise stellt sich heraus, dass die Inversion nicht das Problem des Films ist, der Begriff der Zeitumkehrung liegt für moderne Physiker nicht ausserhalb des Bereichs der Möglichkeit. Auch wenn es viele besondere Kleinigkeiten zu entdecken gibt, der gesamte Film einem Filmfan Vergnügen beschert, ganz so gelassen rund wirkt TENET dann doch nicht. Mit INTERSTELLAR stand Nolan im Zenit seines Ruhms und seit DUNKIRK läuft seine Uhr rückwärts. Wie passend bei einem Film wie TENET. Trivia und Fun-Facts: - Der Film hat nur 280 visuelle Effekte, weniger als die meisten romantischen Komödien. Diese Zahl ist selbst für Nolan gering. THE DARK KNIGHT hatte 650, THE DARK KNIGHT RISES 450, INCEPTION rund 500 und DUNKIRK 429.

- Der Film hatte ein Budget von 205 Millionen US-Dollar uns ist somit Nolans teuerster Film

- Nach INTERSTELLAR und DUNKIRK ist dies die dritte Zusammenarbeit zwischen Nolan und dem Kameramann Hoyte Van Hoytema




 
 

Bild und Trailer: © Warner Bros. Entertainment Inc.

7 Ansichten0 Kommentare

Comments


bottom of page