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  • AutorenbildHaiko

Filmkomponist Max Steiner - Mit neuer Biografie reif für die Wiederentdeckung


Das Branchenblatt Variety hat einen Artikel dem österreichischen Filmkomponisten Max Steiner gewidmet. Über Steiner, dessen Partituren für KING KONG, VOM WINDE VERWEHT oder CASABLANCA ihn zu den ganz großen Hollywoodkomponisten machten, wird heute nicht mehr viel geredet. Leider. Er scheint zu jener Pre-Synthesizer-Welt der Orchestermusik aus den 1930er, 40er und 50er Jahren zu stammen. Um das zu ändern hat Autor Steven C. Smith dem dreifachen Oscar-Gewinner eine beeindruckende neue Biografie gewidmet. In "Music bei Max Steiner" durchleuchtet er das österreichische Wunderkind und Pionier der Filmmusik, der als Hollywoods einflussreichster Komponist galt. Seine Musik rettete im Wesentlichen KING KONG aus dem Jahre 1933 und widerlegte damals beeindruckend die allgegenwärtige Meinung der Studio-Manager, dass sich bei starkem Einsatz einer Filmmusik das Publikum fragen würde, woher die Musik kommt. Er demonstrierte die Kraft des dramatischen Unterstrichs, um Stimmung zu erzeugen, die Handlung voranzubringen und emotionale Unterstützung zu bieten.

In seiner 35-jährigen Karriere arbeitete Steiner an rund 300 Filmprojekten, hauptsächlich für RKO - dem damaligen kleinsten Studio neben den Big Five um MGM, 20th Century Fox, Paramount, Warner und Universal. Auch für Warner Bros. hatte er gearbeitet, aber seine berühmteste Arbeit ging an den unabhängigem Produzenten David O. Selznick: VOM WINDE VERWEHT. Er schrieb drei Stunden Filmmusik in nur zwölf Wochen, einschließlich des unsterblichen "Tara"-Themas.

Smith erörtert Steiners kritische Rolle als Musikdirektor der ersten fünf Musicals von Fred Astaire und dessen Arbeit mit Astaire an den Tanzsequenzen.

Steiners musikalische Karriere begann in Wien, wo er mit 18 Jahren Operetten schrieb. Er zog nach London und New York. Orchestrierte und dirigierte für das Theater. 1930 rief dann Hollywood und er experimentierte alsbald mit dramatischer Musik und passte Richard Wagners Konzept des Leitmotivs, bei dem Charaktere, Orte und Ideen Themen bekamen, für die große Leinwand an.

Steiner hasste "As Time goes by" gab der Buchautor gegenüber Variety an. Schließlich wurde das Stück aber in das Drehbuch geschrieben und zum Herzstück des Films. Steiner verwandelte es in ein Liebesthema für Humphrey Bogart und Ingrid Bergman und half damit ihre komplexe Beziehung in ein unauslöschliches Stück Hollywood-Geschichte zu verwandeln.

Aber weder für VOM WINDE VERWEHT oder CASABLANCA bekam Steiner den begehrten Goldjungen. Bei 24 Oscarnominierungen bekam er 1943 für REISE AUS DER VERGANGENHEIT, 1944 für SINCE YOU WENT AWAY und vorab 1936 für DER VERRÄTER einen Oscar, einer von drei John Ford Filmen mit Partituren von Steiner, von denen der letzte 1956 DER SCHWARZE FALKE mit John Wayne war, der bis heute als einer der besten Western gilt.

In den 50er Jahren galt Steiner als veraltert, erholte sich aber erstaunlicherweise mit 71 Jahren und erschuf einen Pop-Hit, der sich 1960 neun Wochen lang auf Platz eins halten konnte. Darauf folgte ein trauriger Fall aus dem Pophimmel. Sein Sohn Ronnie beging Selbstmord. Er erblindete langsam und ihm fiel es immer schwieriger Aufträge zu bekommen bis er schließlich 1965 in den Ruhestand ging. Bei seiner Beerdigung erklärte der KING KONG-Produzent Merian C. Cooper: "Seine Musik wird weiterleben wie die Männer von Wien, denen er folgte: Mozart, Beethoven, Strauss."

Heute hält ein Filmmusikfestival sein Werk in Ehren. Hollywood in Vienna lädt alljährlich für ein Filmmusikkonzert und ein Symposiun die größten Filmkomponisten in die Stadt ein und vergibt den Max Steiner Film Music Achievement Award, der Ausdruck der Anerkennung der Musikstadt Wien für außerordentliche Leistungen im Bereich des Filmmusikgenres ist. Zu den Preisträgeren gehören unter anderen Gabriel Yared, Danny Elfman, Alexandre Desplat und James Newton Howard. Im Jahre 2018 erhielt Hans Zimmer die Auszeichnung. Bei der Galaveranstaltung und dem Symposium war ich selbst zugegen und kann nur bestätigen, dass so an das Schaffen von Max Steiner jedes Jahr erneut erinnert wird. Eine großartige Veranstaltung für Filmmusik-Liebhaber.

Bild: Hollywood in Vienna | Quelle: Variety

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