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Beyond the Screen - Ein Gespräch mit Rachel Portman

Rachel Portman hat in knapp 40 Jahren bereits an über 100 Kompositionen für Film, Fernsehen und Theater geschrieben. Aber nicht nur der Film lockte sie. Sie schrieb für die Houston Grand Opera an der Oper „Der kleine Prinz“, auf der Grundlage von Saint-Exupérys. Freude hat sie am Schreiben für einzelne Stimmen, sehr gerne verfasst sie auch etwas über den Klimawandel. Aber heute steht bei der 1960 in West Suxxes in England geborenen Rachel Portman ihr Schaffen als einflussreiche Komponistin beim Film im Vordergrund. Sie stellt ihr neuestes Werk vor - „Beyond the Screen - Film Works on Piano“. An ihrer Seite ist der wie immer sympathische RadioEins - Moderator und Filmkritiker Knut Elstermann.

Man muss auch mal die Musik zurückfahren können.

Vor einem sitzt, erzählt und lacht eine Frau, die eine Natürlichkeit ausstrahlt, die ich schon lange nicht mehr bei Filmgrößen gesehen habe. Und groß ist sie. Als erste Frau, die nicht Teil eines Komponisten-Teams war, gewann sie einen Oscar für die beste Filmmusik für den Film EMMA. Es ist zwar schon etwas her, aber in diesem Falle darf man betonen, dass es erst 1996 war, als eine Frau einen Academy Award in dieser Kategorie erhielt. 2015 erhielt sie zudem als erste Frau einen Primetime Emmy Award für BESSIE. Diese Fakten könnte sie herausstreichen, damit prahlen, aber sie legt eine Bescheidenheit an den Tag, die man heutzutage lange suchen muss in Hollywood und generell im Filmbusiness. Wenn sie Musik von sich hört, fragt sie sich häufig bescheiden: „Habe ich das wirklich geschrieben?“ Charmant. Sie gibt lediglich zu, dass der Oscar ihr Türen geöffnet hat und weitere Projekte ermöglichte. "Plötzlich wird einem als junger Mensch zugetraut große Filmprojekte umzusetzen." Der Wandel nach dem Oscar war schon riesig. Aber wie fing alles an?

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Sie wollte schon immer Geschichten durch die Melodie erzählen. Im Alter von 14 Jahren begann sie zu komponieren und studierte anschließend Musik an der Universität Oxford. Ihre ersten Berührungen mit dem Film hatte sie als junge Komponistin, als sie an einem Studentenfilm arbeitete, mit einem damals noch unbekannten Hugh Grant. Das muss lange her gewesen sein, denkt man sich da. Sie erzählt, dass man als Komponistin beim Film kein großes Ego haben darf. Dass man im Team arbeiten können muss, für eine gemeinsame große Sache. Sie bemängelt durchaus, dass in den heutigen Filmen fast durchgehend Musik ertönt. „Man muss auch mal die Musik zurückfahren können“, sagt sie selbst als Musikerin. Man spürt, dass sie ihren Job liebt.

Zu ihrem Schaffen gehört der tolle, aber für mich mit zu vielen wichtigen Themen überladene THE CIDER HOUSE RULES - der deutsche Titel GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG. An der Musik für den Film über ein Waisenhaus in Neuengland schrieb sie ganze sechs Monate. Es gibt ein kurzes Motiv aus dem Original-Soundtrack, aus dem sich dann der gesamte Soundtrack entwickelte. Regisseur Lasse Hallström sprach sie auf dieses Motiv an, als sie schon wieder an einem anderen Projekt arbeitete und ließ dann das Motiv zu einer vollständigen Melodie entwickeln und zum Hauptthema des Films ausbauen. Mit Regisseur Lasse Hallström arbeitete sie auch an CHOCOLAT, nach GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG ihre dritte Oscar-Nominierung. Dieses Mal schrieb sie die Musik in nur dreieinhalb Wochen. Hier wollte sie nichts Sentimentales kreieren oder süße Töne erschaffen. Sie erzählt, dass sie manchen Personen ein Thema gibt oder einen Platz zuweist, ein Leitmotiv erstellt. Das macht sie alles nach wie vor mit Stift und Papier, belächelt sie. Ihre mit einem Oscar prämierte Musik zu EMMA von Regisseur Douglas McGrath wollte sie der Hauptdarstellerin Gwyneth Paltrow wie ein Kostüm überstülpen und das, obwohl sie bereits die schönsten Kleider im Film trug.

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Mit dem Regisseur Wayne Wang arbeitete sie drei Mal, an THE JOY LUCK CLUB, SMOKE und DER SEIDENFÄCHER. Bei ihm liebt sie es, dass er trotz seiner Erfolge immer wieder Independentfilme macht. Auch wenn die Projekte riskanter sind, bleiben sie interessanter. In den letzten 20 Jahren hat sich das Filmbusiness für sie sehr gewandelt. Es gäbe immer weniger Budget für Filmmusik, erzählt sie. Persönlich ließ sie sich am meisten beeinflussen von Johann Sebastian Bach. Ihn studierte sie über Jahrzehnte. Seine Musik half ihr in manchen Situationen, tröstete sie.

Der Film braucht ihre [weiblichen] Stimmen.

Ob ihr bewusst sei, dass sie die Türen für viele Frauen geöffnet habe, fragt Knut Elstermann und erwähnt unter anderem die in Island geborene Hildur Guðnadóttir, die mit ihrer Musik zum Film JOKER einen Oscar gewann und gerade mit dem sechsfach oscarnominierten TÁR mit Cate Blanchett und Nina Hoss in den Hauptrollen im Kino zu hören ist. „Der Film braucht ihre Stimmen“, wirft sie dieses Mal selbstsicher ein.

Mit dem bereits erschienenen „Beyond the Screen - Film Works on Piano“ hat sie ein sehr persönliches Album erschaffen, das sie auch in Berlin aufnahm. Vom Arrangement bis zur Performance verantwortete sie hier alles selbst. So ureigen, weil sie ihre eigene Musik selbst interpretierte. Die 20 Piano-Arrangements sind weiterhin so zurückhaltend wie sie selbst. Es ist nichts Überladenes dabei, nichts Unnötiges, maximal begleitet von einem Cello. Und dabei ist es keine Nachbildung ihres Schaffens. Es ist eine musikalische Reise ihrer wegweisenden Karriere. Die Musik wirkt enthüllt, so rein. Eben natürlich, wie die Person Rachel Portman selbst.

Wie findet Ihr die Filmmusiken von Rachel Portman?


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© 2023 Sony Music Entertainment Germany GmbH

Lady Gaga im Gespräch für JOKER: FOLIE À DEUX

Der Joker kehrt zurück und dieses Mal bringt er jemanden mit. Lady Gaga befindet sich in frühen Gesprächen für die Fortsetzung vom JOKER mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle. Der zweifache Oscargewinner von Todd Phillips spielte 2019 über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen ein.

Phillips hat gemeinsam mit dem Co-Auto vom JOKER - Scott Silver - das Drehbuch verfasst, es nun dem Studio vorgelegt und in den Sozialen Netzwerken bereits den Titel präsentiert: JOKER: FOLIE À DEUX. Der Untertitel bezieht sich auf einen Begriff aus der Medizin, der ein Phänomen beschreibt, bei dem es zu der Übernahme von Wahnvorstellungen einer vormals gesunden Person kommt, hervorgerufen durch eine psychisch erkrankten Person.

Details über die Figur Lady Gagas sind noch nicht bekannt. Der Joker ist aber bekannt für die eigentümliche Beziehung zu Harley Quinn, seiner Psychiaterin in der Nervenheilanstalt Arkham Asylum, die sich in ihn verleibt und schließlich zum Kumpel und zur Komplizin avanciert. Diese Version der Quinn dürfte aber in einem anderen DC-Universum existieren als die von Margot Robbie inszenierte aus THE SUICIDE SQUAD.

Die Gerüchteküche brodelt indes aber noch weiter, denn es gibt auch Quellen, die im Zusammenhang mit der Fortsetzung von einem Musical berichten. Angesichts dessen, dass sich Warner Bros. für den ersten Teil - ein düsteres, launisches Charakterstück, in dem ein Mann in einer verfallenen Stadt in den späten 1970er Jahren komödiantisch in den Wahnsinn abtaucht - nur einen mäßigen Erfolg erhoffte und dem Projekt lediglich ein Budget von 55 Millionen US-Dollar zusicherte, ist wohl nach dem riesigen Erfolg alles erdenklich und Todd Phillips alles zu zutrauen. Herauskam der viertbeste R-Rated-Film aller Zeiten. Er erhielt 11 Oscarnominierungen, wobei Joaquin Phoenix die Trophäe als bester Hauptdarsteller und Hildur Guðnadóttir eine Statue für den besten Score erhielten.

JOKER: FOLIE À DEUX hat noch kein genaues Startdatum.

Wie fandet Ihr den ersten JOKER und ist die Kombination Phoenix / Gaga passend?


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Bilder: © Universal Pictures Germany | DCM Film Distribution GmbH | Instagram-Profil: toddphillips

Denis Villeneuves Sci-Fi-Epos DUNE feiert Weltpremiere in Venedig

Denis Villeneuves Neuverfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker DUNE wird bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Venedig außer Konkurrenz uraufgeführt.

Warner Bros. hat in der Vergangenheit das Festival schön öfter als Startrampe für einige große Produktionen genutzt wie JOKER, A STAR IS BORN oder GRAVITY

DUNE startet am 16. September in den deutschen Kinos, am 1. Oktober in den USA und gleichzeitig auf HBO Max.

Zum Inhalt:
Der Film erzählt die packende Geschichte des brillanten jungen Helden Paul Atreides, dem das Schicksal eine Rolle vorherbestimmt hat, von der er niemals geträumt hätte. Um die Zukunft seiner Familie und seines gesamten Volkes zu sichern, muss Paul auf den gefährlichsten Planeten des Universums reisen. Nur auf dieser Welt existiert ein wertvoller Rohstoff, der es der Menschheit ermöglichen könnte, ihr vollständiges geistiges Potenzial auszuschöpfen. Doch finstere Mächte wollen die Kontrolle über die kostbare Substanz an sich reißen. Es entbrennt ein erbitterter Kampf, den nur diejenigen überleben werden, die ihre eigenen Ängste besiegen.

Freut Ihr Euch auf den Film und welcher Film von Denis Villeneuve fandet Ihr bis jetzt am besten?


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Bild: © Warner Bros. Entertainment Inc. | Dark Horizons
PARASITE stiehlt allen die Show!

In der vergangenen Nacht wurden zum 92. Mal die Academy Awards im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen, erneut ohne Host. Und gab es großartige Überraschungen? Konnte die Preisverleihung dieses Mal glänzen? Durch das erneute Fernbleiben eines Moderators gab es wieder Mal eine eher unbedeutendere Ausrichtung der Preisverleihung ohne enormen Unterhaltungsfaktor. Die Kategorien wurden am fließenden Band präsentiert und wurden durch keine nennenswerten Showeinlagen dazwischen unterstützt. Auch der Auftritt von Eminem erinnerte bestenfalls an seine früheren guten Tage. Billie Eilishs Version des Beatles-Klassiker "Yesterday", den sie während der Erinnerung an die seit der letzten Verleihung verstorbenen Filmgrößen sang, war da schon gefühlvoller, trotzdem gewöhnungsbedürftig. Einzig und allein die Präsentatoren versuchten mit Einfällen etwas Schwung in die Veranstaltung zu bringen.

Es wirkte zunächst als würde sich auch diese Preisverleihung zu den Vorgängern einreihen und auch wieder schnell in Vergessenheit geraten, hätte da nicht ein Film aus Südkorea den Abend gerettet: PARASITE. Der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes holte sich schon zuvor den Golden Globe als bester internationaler Film und nun dieser Auftritt bei der diesjährigen Oscarverleihung. Bong Joon Hos PARASITE war der Gewinner des Abends, holte sich vier der sechs nominierten Kategorien und schaffte, was noch kein nicht englischsprachiger Film zuvor gelang: Er holte sich auch die Königskategorie und wurde als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Ebenfalls holte sich der Film die Kategorien Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch und Bester Internationaler Film. PARASITE ist eine brillante Gesellschaftskritik, ein gewaltiges, in spektakulären Bilder erzähltes Meisterwerk. Eine scharfe Satire mit bösem Humor. Nicht nur allein durch die Auszeichung von PARASITE wurde das Ganze dann dann doch noch zu einem denkwürdigen Abend, sondern auch durch das Auftreten von Bong Joon Ho, der immer wieder auf die Bühne geholt wurde, um den nächsten Preis entgegen zu nehmen, um dann sympathisch zunächst kurz in englisch zu danken und dann in koreanisch sich an Scorsese zu wenden, dessen Filme er auf der Filmhochschule studierte und niemals gedacht hätte, gegen ihn bei der Oscarverleihung zu gewinnen. Er war sichtlich stolz darauf mit seinem Film zum ersten Mal die umbenannte Kategorie des Internationalen Films zu gewinnen. Kurz vorher streicht die Academy das Wort „Fremd“ aus dieser Kategorie. Man sieht also, dass Hollywood nicht nur Kommerz kann. Sehr schön.

Die anderen Auszeichnungen waren fast eher Formsache. Das Joaquin Phoenix für seine Performance als Joker als bester Hauptdarsteller gewann, war so gut wie sicher. Renée Zellweger musste dagegen bei der besten Hauptdarstellerin doch etwas zittern, wurde aber für ihre schauspielerischen Leistungen als die legendäre Judy Garland in JUDY doch wohlverdient ausgezeichnet. Brad Pitt durfte nach einem Produzentenoscar für 12 YEARS A SLAVE nun auch endlich nach dem vierten Anlauf in den Kategorien der schauspielerischen Leistungen einen Goldjungen mit nach Hause nehmen. Er erhielt die Auszeichnung als bester Nebendarsteller in Quentin Tarantinos ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD. Laura Dern gewann als beste Nebendarstellerin in Noah Baumbachs MARRIAGE STORY. Bester Animationsfilm wurde TOY STORY 4. Die Bilder in 1917 sprachen für sich. Roger Deakins hat die grausame Szenerie des Ersten Weltkrieges mit langen Kamerafahrten gespenstig echt eingefangen und erhielt dafür verdient einen Academy Award für die beste Kamera. Die Isländerin Hildur Guðnadóttir erhielt für ihren Score für JOKER den Preis in der Kategorie Beste Filmmusik.

Alle weiteren Preisträger und Nominierten folgen jetzt. Wie fandet Ihr die Preisverleihung?

ACTOR IN A LEADING ROLE

WINNER
JOAQUIN PHOENIX 
Joker

NOMINEES
ANTONIO BANDERAS Pain and Glory
LEONARDO DICAPRIO Once upon a Time...in Hollywood
ADAM DRIVER Marriage Story
JONATHAN PRYCE The Two Popes


ACTOR IN A SUPPORTING ROLE

WINNER
BRAD PITT Once upon a Time...in Hollywood

NOMINEES
TOM HANKS A Beautiful Day in the Neighborhood
ANTHONY HOPKINS The Two Popes
AL PACINO The Irishman 
JOE PESCI The Irishman


ACTRESS IN A LEADING ROLE

WINNER
RENÉE ZELLWEGER 
Judy

NOMINEES
CYNTHIA ERIVO Harriet
SCARLETT JOHANSSON Marriage Story
SAOIRSE RONAN Little Women
CHARLIZE THERON Bombshell


ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE

WINNER
LAURA DERN Marriage Story

NOMINEES
KATHY BATES Richard Jewell
SCARLETT JOHANSSON Jojo Rabbit
FLORENCE PUGH Little Women
MARGOT ROBBIE Bombshell


ANIMATED FEATURE FILM

WINNER
TOY STORY 4

NOMINEES
HOW TO TRAIN YOUR DRAGON: THE HIDDEN WORLD
I LOST MY BODY
KLAUS
MISSING LINK


CINEMATOGRAPHY

WINNER
1917 
Roger Deakins

NOMINEES
THE IRISHMAN Rodrigo Prieto
JOKER Lawrence Sher
THE LIGHTHOUSE Jarin Blaschke
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Robert Richardson


COSTUME DESIGN

WINNER
LITTLE WOMEN Jacqueline Durran


NOMINEES
THE IRISHMAN Sandy Powell and Christopher Peterson
JOJO RABBIT Mayes C. Rubeo
JOKER Mark Bridges
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Arianne Phillips


DIRECTING

WINNER
PARASITE Bong Joon Ho

NOMINEES
THE IRISHMAN Martin Scorsese
JOKER Todd Phillips
1917 Sam Mendes
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Quentin Tarantino


DOCUMENTARY (FEATURE)

WINNER
AMERICAN FACTORY Steven Bognar, Julia Reichert and Jeff Reichert

NOMINEES
THE CAVE Feras Fayyad, Kirstine Barfod and Sigrid Dyekjær
THE EDGE OF DEMOCRACY Petra Costa, Joanna Natasegara, Shane Boris and Tiago Pavan
FOR SAMA Waad al-Kateab and Edward Watts
HONEYLAND Ljubo Stefanov, Tamara Kotevska and Atanas Georgiev


DOCUMENTARY (SHORT SUBJECT)

WINNER
LEARNING TO SKATEBOARD IN A WARZONE (IF YOU'RE A GIRL) 
Carol Dysinger and Elena Andreicheva

NOMINEES 
IN THE ABSENCE Yi Seung-Jun and Gary Byung-Seok Kam
LIFE OVERTAKES ME John Haptas and Kristine Samuelson
ST. LOUIS SUPERMAN Smriti Mundhra and Sami Khan
WALK RUN CHA-CHA Laura Nix and Colette Sandstedt


FILM EDITING
WINNER
FORD V FERRARI Michael McCusker and Andrew Buckland

NOMINEES
THE IRISHMAN Thelma Schoonmaker
JOJO RABBIT Tom Eagles
JOKER Jeff Groth
PARASITE Yang Jinmo


INTERNATIONAL FEATURE FILM

WINNER
PARASITE 
South Korea

NOMINEES
CORPUS CHRISTI Poland
HONEYLAND North Macedonia
LES MISÉRABLES France
PAIN AND GLORY Spain


MAKEUP AND HAIRSTYLING

WINNER
BOMBSHELL Kazu Hiro, Anne Morgan and Vivian Baker

NOMINEES
JOKER Nicki Ledermann and Kay Georgiou
JUDY Jeremy Woodhead
MALEFICENT: MISTRESS OF EVIL Paul Gooch, Arjen Tuiten and David White
1917 Naomi Donne, Tristan Versluis and Rebecca Cole


MUSIC (ORIGINAL SCORE)

WINNER
JOKER Hildur Guðnadóttir

NOMINEES
LITTLE WOMEN Alexandre Desplat
MARRIAGE STORY Randy Newman
1917 Thomas Newman
STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER John Williams


MUSIC (ORIGINAL SONG)

WINNER
(I'M GONNA) LOVE ME AGAIN 
from Rocketman; Music by Elton John; Lyric by Bernie Taupin

NOMINEES
I CAN'T LET YOU THROW YOURSELF AWAY from Toy Story 4; Music and Lyric by Randy Newman
I'M STANDING WITH YOU from Breakthrough; Music and Lyric by Diane Warren
INTO THE UNKNOWN from Frozen II; Music and Lyric by Kristen Anderson-Lopez and Robert Lopez
STAND UP from Harriet; Music and Lyric by Joshuah Brian Campbell and Cynthia Erivo


BEST PICTURE

WINNER
PARASITE Kwak Sin Ae and Bong Joon Ho, Producers

NOMINEES
FORD V FERRARI Peter Chernin, Jenno Topping and James Mangold, Producers
THE IRISHMAN Martin Scorsese, Robert De Niro, Jane Rosenthal and Emma Tillinger Koskoff, Producers
JOJO RABBIT Carthew Neal, Taika Waititi and Chelsea Winstanley, Producers
JOKER Todd Phillips, Bradley Cooper and Emma Tillinger Koskoff, Producers
LITTLE WOMEN Amy Pascal, Producer
MARRIAGE STORY Noah Baumbach and David Heyman, Producers
1917 Sam Mendes, Pippa Harris, Jayne-Ann Tenggren and Callum McDougall, Producers
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD David Heyman, Shannon McIntosh and Quentin Tarantino, Producers


PRODUCTION DESIGN
WINNER
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD 
Production Design: Barbara Ling; Set Decoration: Nancy Haigh

NOMINEES
THE IRISHMAN Production Design: Bob Shaw; Set Decoration: Regina Graves
JOJO RABBIT Production Design: Ra Vincent; Set Decoration: Nora Sopková
1917 Production Design: Dennis Gassner; Set Decoration: Lee Sandales
PARASITE Production Design: Lee Ha Jun; Set Decoration: Cho Won Woo


SHORT FILM (ANIMATED)

WINNER
HAIR LOVE 
Matthew A. Cherry and Karen Rupert Toliver

NOMINEES
DCERA (DAUGHTER) Daria Kashcheeva
KITBULL Rosana Sullivan and Kathryn Hendrickson
MEMORABLE Bruno Collet and Jean-François Le Corre
SISTER Siqi Song


SHORT FILM (LIVE ACTION)

WINNER
THE NEIGHBORS' WINDOW 
Marshall Curry

NOMINEES 
BROTHERHOOD Meryam Joobeur and Maria Gracia Turgeon
NEFTA FOOTBALL CLUB Yves Piat and Damien Megherbi
SARIA Bryan Buckley and Matt Lefebvre
A SISTER Delphine Girard


SOUND EDITING

WINNER
FORD V FERRARI 
Donald Sylvester

NOMINEES 
JOKER Alan Robert Murray
1917 Oliver Tarney and Rachael Tate
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Wylie Stateman
STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER Matthew Wood and David Acord


SOUND MIXING

WINNER
1917 
Mark Taylor and Stuart Wilson

NOMINEES
AD ASTRA Gary Rydstrom, Tom Johnson and Mark Ulano
FORD V FERRARI Paul Massey, David Giammarco and Steven A. Morrow
JOKER Tom Ozanich, Dean Zupancic and Tod Maitland
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Michael Minkler, Christian P. Minkler and Mark Ulano


VISUAL EFFECTS

WINNER
1917 
Guillaume Rocheron, Greg Butler and Dominic Tuohy

NOMINEES
AVENGERS: ENDGAME Dan DeLeeuw, Russell Earl, Matt Aitken and Dan Sudick
THE IRISHMAN Pablo Helman, Leandro Estebecorena, Nelson Sepulveda-Fauser and Stephane Grabli
THE LION KING Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones and Elliot Newman
STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER Roger Guyett, Neal Scanlan, Patrick Tubach and Dominic Tuohy


WRITING (ADAPTED SCREENPLAY)
WINNER
JOJO RABBIT 
Screenplay by Taika Waititi

NOMINEES
THE IRISHMAN Screenplay by Steven Zaillian
JOKER Written by Todd Phillips & Scott Silver
LITTLE WOMEN Written for the screen by Greta Gerwig
THE TWO POPES Written by Anthony McCarten


WRITING (ORIGINAL SCREENPLAY)

WINNER
PARASITE Screenplay by Bong Joon Ho, Han Jin Won; Story by Bong Joon Ho

NOMINEES
KNIVES OUT Written by Rian Johnson
MARRIAGE STORY Written by Noah Baumbach
1917 Written by Sam Mendes & Krysty Wilson-Cairns
ONCE UPON A TIME...IN HOLLYWOOD Written by Quentin Tarantino

Allen Gewinnern herzlichen Glückwunsch!

Vorhang auf für den Joker - Hier kommt unsere Kritik | Filmtoast.tv

Inhalt:
Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) ist vom Leben gebeutelt. Mit seinem Job bei einer Clownsagentur kann er gerade so das heruntergekommene Apartment in Gotham City bezahlen, in dem er mit seiner Mutter haust. Eine rare Krankheit, die ihn in den unpassendsten Momenten in schrilles Lachen ausbrechen lässt, hält ihn zu seinen Mitmenschen auf Distanz. Die Zeiten sind schlecht, auf den Straßen regieren Unmut und Gewaltbereitschaft. Eine Reihe von Unglücksfällen, die über Arthur hereinbrechen, machen ihn unfreiwillig zur Galionsfigur einer politischen Bewegung gegen den kandidierende Bürgermeister Thomas Wayne (Brett Cullen). Aus dem Abgrund der vermodernden Unterschicht tritt er mehr und mehr in eine Sichtbarkeit. Der Joker macht seine ersten Schritte.

Kritik:
Von den filmübergreifenden Zwängen eines "shared cinematic universe" ist "Joker" freigemacht. Er darf unabhängig existieren, muss an keinen Vorgängerfilm anschließen und keiner Fortsetzung den Weg bereiten. Eine alte Version des Warner-Brothers-Studiologos beschwört zu Anfang ein klassisches Kino, das von seriellen Formaten etwaiger Konkurrenzunternehmen unlängst verabschiedet wurde. Todd Phillips aber möchte einen echten Film drehen. Im Zeitalter übereilig hochgezogener und noch eiliger wieder eingestampfter Franchise-Gerüste ist das wohltuend. In der Theorie zumindest. Denn das Bedürfnis, sich als ernstzunehmender Film verstanden zu wissen, wird "Joker" zum Verhängnis. Es überdeckt Nuancen, erdrückt Inhalt, dringt ihm auffällig aus jeder weiß übermalten Pore.

Anders als ihnen vorausgehende Filmemacher, möchten sich Regisseur Todd Phillips und Drehbuchautor Scott Silver in den Joker hineindenken. Ihn (be)greifen, erklären, eine für seine im selben Universum beheimateten Widersacher ganz gängige "origin story" erzählen. Wie wird man zu einer Person, die die Welt einfach nur brennen sehen möchte? In seinem Kultcomic "The Killing Joke" vermutete Alan Moore, dass „ein schlechter Tag" ausreiche, um eine Person in den Wahnsinn zu treiben. Der Joker in Christopher Nolans "The Dark Knight" dagegen verhöhnte seine Opfer, indem er ihnen widersprüchliche Geschichten über seine Vergangenheit auftischte. Ein gequältes Kind, ein verzweifelter Ehemann? Am Ende schnitt Batman ihm das Wort ab. Manche Dinge bleiben besser unausgesprochen.

Phillips und Silver denken ihren Joker zu einem Resultat sozialpolitischer Vernachlässigung um. Die erste Hälfte ihres Films ist beinahe ausschließlich der unaufhörlichen Malträtierung von Arthur Fleck gewidmet. Er wird ignoriert, ausgelacht, verprügelt, gefeuert und belogen. Schon in den ersten Minuten, wenn sich der Titel des Films über das Bild seines blutenden, zusammengeschlagenen Körpers legt, wird unmissverständlich klar: Hierbei handelt es sich um einen ernsten Film! Das lässt sich leicht mit Tiefgang verwechseln, ist aber eigentlich nur hohler Elendstourismus. Denn die Kritik an der „reichen Oberschicht“, die Arthurs Tour de Force und schlussendliche Transformation bedingen, formuliert der Film stets nur in Form vager Gesten.

Alles andere als vage gelingt dagegen das Psychogramm der Figur selbst. Die Idee, dass der Reiz des Jokers in seiner Rätselhaftigkeit liegt, scheint Phillips und Silver nicht gekommen zu sein. Die Prämisse ihres Films behauptet das Gegenteil. In Tagebüchern und Krankenakten sind die Gründe für Arthurs psychischen Zustand wortwörtlich ausbuchstabiert, in Großbuchstaben, schwarz auf weiß. Vor dem Abgrund der eigens gestellten Fragen fürchtet sich der Film, schreckt vor der Unerklärlichkeit des Wahnsinns zurück. Es bleibt nur die Flucht in plumpe Küchenpsychologie. Frei nach dem Motto: Diagnostizieren und entmystifizieren.

Es tut sich eine alles verschlingende Leere in "Joker" auf, da er seine Figur betreffend um keine Erklärung verlegen ist, sich gleichzeitig aber auch weigert, politisch konkret Stellung zu beziehen. "Joker" ist weder ein gewaltverherrlichender, die Gräueltaten seiner Figur unterstützender Film, noch entschuldigt er die gesellschaftspolitische Situation, die diese unfreiwillig in Auftrag gegeben haben. Soll heißen: Am Ende hat der Film nichts zu sagen. Er möchte – genau wie Arthur selbst, wenn er sich im Schlussakt der Welt offenbart - als apolitisch verstanden werden. Dass Silver und Phillips bis zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit ausgelassen haben, ihn als Opfer (und Ankläger) politischer Umstände zu zeichnen, ist plötzlich irrelevant.

Dass der Joker alles andere als eine apolitische Figur ist, hätte dem Film zu einer faszinierenden Widersprüchlichkeit verhelfen können. Die politische (Ent-)Haltung und das damit kollidierende Psychogramm der Figur als filmischer Ausdruck einer figurinternen Mentalität. Der Joker möchte die Welt in Flammen legen – aber warum? Der Film glaubt bis zum Schluss an (s)eine konkrete Antwort. Arthur darf (muss?) sie in Form eines zornig vorgetragenen Witzes sogar selbst ausformulieren. Diese faszinierende Widersprüchlichkeit ist vorhanden. Der Film versteht sie nur nicht. Das schmerzt, denn trotz alledem liegt ein zermürbender Reiz in "Joker". Wenn das Finale seinen Lauf nimmt, weiß er sogar richtiges Herzklopfen auszulösen.

Todd Phillips dirigiert kompetent und zunehmend selbstsicher durch den Film, läuft im Finale sogar kurz zu einer ungeahnten Hochform auf. Natürlich hat er sich viele schicke Bilder aus "Taxi Driver" und "The King of Comedy" abgeguckt. Die tragische Ironie beider Filme, vielleicht ihre entscheidende Stärke, fehlt aber. Für Humor ist "Joker" sich zu wichtig. Phillips' überdeutliche, dem Publikum nie wirklich Vertrauen schenkende Regie überlagert beinahe den großartigen Joaquin Phoenix. Der wirft sich mit einer beeindruckenden, wenngleich vom Film etwas zu stolz ausgestellten Körperlichkeit in die Rolle. Bis zum Schluss scheint er gegen die Oberflächlichkeit anzukämpfen, die das Drehbuch ihm diktiert. Joker ruht auf seinen knochigen Schultern.

Fazit:
Der Hang zur wichtigtuerischen Pose und ausgestellten Tiefsinnigkeit liegt über jedem von Lawrence Shers verregneten Großstadtbildern, dringt aus jeder Note von Hildur Guðnadóttirs bräsiger Streichermusik. "Joker" ist so vernarrt in den eigenen Ernst, so überzeugt von der eigenen Bedeutsamkeit, dass er beinahe zur Selbstparodie wird. Euphorische Publikumsreaktionen und die Verleihung des Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig legen nahe, dass man das brillant finden sollte. Ist es aber nicht. Am Ende ist "Joker" nur voller uninteressanter Widersprüche und Enthaltungen. Es ist ein leerer, nichtssagender Film - und damit womöglich seiner Figur angemessen.


Bild: © Warner Bros. Entertainment Inc.

Unsere Bewertung:

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