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Chemieunfall, Todesangst und Ehekrach in WEISSES RAUSCHEN

Wenn der oscarnominierte Regisseur Noah Baumbach sagt, er wollte einen Film machen, der so verrückt ist, wie sich die Welt gerade für ihn anfühlt, dann ist das ein Kerngedanke, der absolut auf sein neuestes Werk passt: WEISSES RAUSCHEN.

Basierend auf dem gleichnamigen Buch des US-amerikanischen Schriftstellers Don DeLillo aus dem Jahre 1985 ist dies Baumbachs allererste Adaption als Autor und Regisseur nach einer Karriere, die auf Originalwerken aufbaut. Er erzählt die Geschichte des Ehepaares Gladney, Jack und Babette und ihren vier Kindern. Als Oberhaupt der Patchworfkamilie unterrichtet Jack als Professor für Geschichte seine Studenten zum Thema Hitler. Dafür versucht er gerade die deutsche Sprache zu lernen. Seine Frau Babette hat ein kleines Geheimnis. Obwohl es von beiden der x-te Versuch einer Ehe ist, haben sie sich aneinander gewöhnt und das fortschreitende Alter lässt sie zunehmend paranoid werden. Sie diskutieren darüber, für wen es schwieriger wäre, wenn der jeweils andere zuerst sterben würde. Als ein Öllaster einen Güterzug mit Chemikalien entgleisen lässt, kommt es zu einem Chemieunfall. Eine dünne Wolke breitet sich aus. Die nahegelegene Stadt soll evakuiert werden. Es entsteht eine Panik. Jack ist beim Tanken höchstwahrscheinlich der Wolke und dem Gift ausgesetzt gewesen und macht sich immer mehr Sorgen um seine Gesundheit. Aber nicht nur das bereitet ihm Kopfschmerzen, auch die Heimlichkeiten seiner Frau avancieren zu immer größeren Schwierigkeiten. Er konfrontiert sie.

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Die Geschichte spielt in Amerika in einer Zeit, in der eigentlich Ängste des Kalten Krieges wieder etwas verschwanden, aber plötzlich das Gefühl des nahenden Untergangs wieder in aller Munde ist. Wie schon in seiner letzten Regiearbeit MARRIAGE STORY rückt Baumbach ein Ehepaar in den Mittelpunkt des Geschehens. In MARRIAGE STORY war Hauptdarsteller Adam Driver noch mit Scarlett Johansson verheiratet, in WEISSES RAUSCHEN mimt er den Mann an der Seite von Greta Gerwig, die im wahren Leben mit Baumbach verheiratet ist und schon vier Mal mit ihm zusammenarbeitete. Die Gladneys werden vom Leben überwältigt in einem zutiefst menschlichen und realistischen Akt des Verrates und Betruges. Sie leben ein Dasein voller Kompromisse, was den Film erdet und sehr realistisch erscheinen lässt. Auch wenn der Chemieunfall und die sich daraus resultierende Wolke etwas herausstechen, ganz abwegig sind die Beklemmungen einer möglichen Pandemie wohl kaum.

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Der Tod ist hier allgegenwärtig und es geht um das Leben in gefährlichen Zeiten, was das Buch auch knapp vierzig Jahre nach Erscheinen noch aktuell erscheinen lässt. Laut Baumbach besteht der einzige Weg, sein Leben zu leben, darin, zu wissen, dass es enden wird. Sein Film-Ehepaar entwickelt Strategien und Routinen, um diese scheinbar undenkbare Idee praktikabel erscheinen zu lassen. Der dunklen Wolke steht der meist farbenfrohe Supermarkt gegenüber, der immer wieder auftaucht. In drei Akten aufgeteilt sieht man im ersten wieviel Mühe es macht, einzukaufen, die Kinder zur Schule zu bringen, einfach allgemein ein guter Partner zu sein. Die Familie wird von Informationen aus dem Fernseher und dem Radio berieselt. Im zweiten Akt kommt es zur Katastrophe und die Konfrontation mit den Auswirkungen der Wolke und im dritten Teil muss sich das Ehepaar ihren Geheimnissen und Lügen stellen. Es kommt schließlich zum Showdown mit einer mysteriösen Figur.

Fazit:
Zwar nicht Baumbachs ganz großer Wurf, aber hier werden köstlich die verschiedensten Genres vermischt. In seinem Film jongliert Baumbach mit Themen wie Menschlichkeit, Todesangst oder Furcht, aber auch der Konsum, Medikamente, Religion oder Krieg verpackt er in dramatischen und komödiantischen Momenten. Adam Driver beweist hier einmal mehr, dass er sich außerordentlich gut in die verschiedensten Figuren hineinversetzen kann. Greta Gerwig ist schon lange kein Geheimtipp mehr und unvermittelt taucht hier dann auch noch Lars Eidinger auf.



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© Netflix 

ANDOR und der beginnende Aufstand gegen das Imperium

Wenn es einen gelungenen Film außerhalb der beiden "Original - STAR WARS - Trilogien" gibt, dann ist es für mich ROGUE ONE: A STAR WARS STORY, der die Vorgeschichte zu KRIEG DER STERNE erzählte. Umso ansprechender war der Plot der Serie ANDOR, die wiederum die Vorgeschichte zum Kinofilm ROGUE ONE ausmalt.

Im Mittelpunkt steht Cassion Andor, der sich zunächst als Gesetzloser über Umwege der sich in den Anfängen befindenden Rebellenallianz anschließt. Die Titelfigur hier wird später im Kinofilm eine entscheidende Rolle einnehmen. In der Serie ist das Alltagsleben allseits von der Terrorherrschaft des Imperiums geprägt und wir folgen Diego Luna als Andor, der zunächst nach seiner Schwester sucht und dabei seiner Ex-Freundin Bix Caleen begegnet.

ANDOR zeigt, dass es neben Skywalker oder Obi-Wan noch Figuren im STAR WARS - Universum gibt, die auch wichtig sind, abseits der großen Namen die fälschlicherweise mehr Bedeutsamkeit und Tragweite genießen. ANDOR ist erfrischend anders, verzichtet hier und da auf das fast typisch gewordene Witzeln der Vorgängerserien. Wie schon OBI-WAN KENOBI lässt sie sich viel Zeit, mündet dann aber in einem coolen Finale. In der Zwischenzeit ist sie mehr Agententhriller als eine Serie über Sternenkrieger, aber das hält sie am Leben und macht sie spannend. Als Fürsprecher von ROGUE ONE ließ ich mich auch hier mitreißen.

Wie fandet Ihr die Serie? Welchen STAR WARS - Film und welche Serie fandet Ihr gut und habt Ihr einen Lieblingscharakter in dieser Galaxie?

04/2023, © Disney

OPERATION FORTUNE - Knallhart und ein Original

Wenn man bedenkt, dass Jason Statham mal Taucher war und in seinen Anfängen durch Musikvideos tanzte, wuchs er in den letzten beiden Jahrzehnten zum knallharten, ausgezeichneten Actionstar heran. Dazu halfen ihm sicherlich seine Fertigkeiten als Kampfsportler. Seinen Durchbruch schaffte er mit BUBE DAME KÖNIG GRAS und SNATCH. Letzterer ist nun auch schon wieder 23 Jahre alt. Beides Filme, bei denen Guy Ritchie die Regie führte. Und eben dieser saß auch bei seinem neuesten Action-Gangster-Spektakel wieder auf dem Regiestuhl: OPERATION FORTUNE.

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Markenzeichen für die Filme von Guy Ritchie sind smarte Wendungen, coole Action, der wiedererkennbare eigene Stiel und der lässige Humor. Er setzt einfach auf Gangsterfilme mit britischem Touch. Da mag es ein Ausrutscher sein, dass sein erfolgreichster Film mit über einer Milliarde US-Dollar an den Kinokassen eine Disney-Realverfilmung war: ALADDIN. In OPERATION FORTUNE zieht er Statham, mit dem er bereits fünf Mal zusammenarbeitete, auf die gute Seite, mimte Statham doch ausgiebig zuvor den Gangster. Als Superspion Orson Fortune muss er einen Waffendeal aufklären und den Verkauf einer gefährlichen neuen Technologie verhindern. Dabei werden ihm einige der besten Spione mit auf seine Mission geschickt. Um den Milliardär und Waffenhändler hinter dem Deal abzulenken, engagieren sie einen der größten Filmstars Hollywoods.

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OPERATION FORTUNE findet als Spionagefilm einen feinen Mittelweg zwischen eigener Parodie und sich selbst zu ernst zu nehmen. Was hier auch funktioniert ist, dass Figuren unerwartete Dinge tun und sagen dürfen. Amüsant ist es, Hugh Grant bei der Verkörperung des Milliardärs und Gegenspielers Greg Simmonds zu zuschauen. Er liebt das Geld und ist unüberbietbar charmant. Die zynische Ironie in seinem Charakter ist, dass er als Waffenhändler eine Wohltätigkeitsorganisation für Kriegswaisen unterstützt.

Es passiert nicht oft, dass Filmstars die Welt retten dürfen, aber genau dieser wird für die Mission benötigt. Josh Hartnett, von dem man gefühlt schon lange nichts Großes mehr sah, mimt Danny Francesco. Auf der einen Seite ein kleiner Angsthase, auf der anderen würde er gerne mit dem mächtigen Milliardär im gleichen Raum ebenbürtig sein. Er ist auf der Suche nach einer neuen Bestätigung, möchte aus den Klauen Hollywoods entkommen und findet neue Aufgaben im Team von Orson.

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Nun trägt OPERATION FORTUNE im Original noch den Untertitel RUSE DE GUERRE. Auf der einen Seite bezeichnet man damit den reinen Akt militärischer Täuschung und auf der anderen Seite - worauf Guy Ritchie sicherlich hindeuten wollte - Aktionen gegen den Gegner, die überlegenes Wissen beinhalten. Also kreative, clevere, unorthodoxe Maßnahmen, die schon fast an das Team von Ethan Hunt erinnern. Und das ist es auch, was einem sofort ins Auge springt. Wenn Orson mit seinem Team die nächste Aktion plant, kommen Erinnerungen an Vorbereitungen von Attacken des IMF Teams aus den MISSION: IMPOSSIBLE - Filmen hoch. Wäre es eine schöne Vorstellung, wenn Guy Ritchie einmal ein MISSION: IMPOSSIBLE - Film anvertraut werden würde? Sicherlich momentan, mit der Richtung, die Tom Cruise und Christopher McQuarrie eingeschlagen haben, nicht. Aber nach dem Teil 7 und 8 erschienen sind und ein möglicher Reboot der Reihe ansteht, warum nicht. Das Team von Orson Fortune wird noch - ähnlich dem MIF Team - komplettiert durch das Technikgenie Sarah Fiedel, gespielt von Aubrey Plaza, die Simmonds schöne Augen machen darf und JJ, Agent für Kommunikation, Waffen und Transport, gespielt von Bugzy Malone. Und wenn man liest, dass hinter den Stunt- und Actionsequenzen das Team von 8711 Entertainment steckt, das an Filmen wie JOHN WICK oder DEADPOOL arbeitete, weiß man, dass hier die Action stimmt.

Fazit:
OPERATION FORTUNE ist nicht Guy Ritchies bestes Werk, das ist dem zu dezenten Einsatz seiner Formel für Kehrtwendungen geschuldet. Was man dem Film aber hoch anrechnen darf ist, dass er ein Original ist. Ritchie folgt in dieser Zeit der Superhelden-Filme seiner eigenen Agenda und bleibt sich treu. Die Sprache, Schlagkraft und der Humor stimmt und bereiten einem einen kurzweiligen Filmabend. Gerade der Score von Christopher Benstead blieb in Erinnerung. Den darf man nach THE GENTLEMEN und WRATH OF MAN ruhig im Auge behalten. Statham hat sich eh schon lange auf die Beobachstungsliste geprügelt.



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© LEONINE Distribution GmbH

RED HEAT - Handgemachtes Actionfeuerwerk

Nach RAMBO - FIRST BLOOD durfte anschließend ein weiterer Klassiker ran, den es auch schon auf UHD Blu-ray gibt: RED HEAT. Walter Hill, der in den 1980er und 1990er Jahren fantastische Filme erschuf, arbeitete hier nicht nur als Regisseur, sondern auch am Drehbuch, kreierte eine Version des Boddy-Cop-Genres wie perfekt auf Arnold Schwarzenegger zugeschnitten. Schwarzenegger mimt hier den Moskauer Drogenfahnder Ivan Danko und trifft auf den Chicagoer Polizisten und Großstadt-Schlitzohr Ridzik, gespielt von Jim Belushi. Der kurzsilbige Russe trifft auf den Amerikaner mit großer Klappe. Die Kombination passt. Ignoriert man das damalige fragwürdige Tuntengelaber aus heutiger Sicht, macht der Film insbesondere durch die handgemachte Action am Ende tierischen Spaß und wenn Schwarzenegger dann noch zu Wort gibt, dass sie ja keine Politiker wären, also befreundet sein dürften, trifft er ja fast auch den Nerv der heutigen Zeit.

Steht dieser Klassiker auch in Eurem Filmregal? Und was aus der Schwarzenegger - Filmografie steht daneben?


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02/2023, Bild: © 2023 STUDIOCANAL GmbH

Nicolas Cage als Dracula im ersten Trailer zu RENFIELD

Das neue Jahr hat gerade begonnen und schon meldet sich das Böse mit einem ersten Trailer. In RENFIELD spielt Nicolas Cage Dracula, der die Ewigkeit nicht ohne ein bisschen Hilfe überdauern kann. Denn in dieser modernen Monstergeschichte schlüpft Nicholas Hoult, gerade mit THE MENU im Kino zu sehen, in die Rolle des gepeinigten Handlangers Renfield

Renfield muss die Beute für seinen Meister beschaffen und dessen Befehle ausführen, ganz gleich wie schädlich sie sind. Dracula ist der größte Narzisst unter den Vampiren und Renfield versucht aus dem Schatten des Fürsten der Finsternis herauszutreten und ein neues Leben zu beginnen. Dazu muss er ein für allemal die Abhängigkeit zu seinem Meister beenden.

RENFIELD startet am 20.04.2023 in den deutschen Kinos. Wie findet Ihr Cage als Dracula und den ersten Trailer?


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Bild und Trailer: © Universal Pictures International Germany GmbH